Filmdaten |
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Originaltitel | Der Räuber |
Produktionsland | Österreich, Deutschland |
Originalsprache | Deutsch |
Erscheinungsjahr | 2010 |
Länge | 98 Minuten |
Altersfreigabe | FSK 12[1] JMK 12[2] |
Stab |
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Regie | Benjamin Heisenberg |
Drehbuch | Benjamin Heisenberg, Martin Prinz |
Produktion | Michael Kitzberger, Peter Heilrath, Nikolaus Geyrhalter, Markus Glaser, Wolfgang Widerhofer |
Musik | Lorenz Dangel |
Kamera | Reinhold Vorschneider |
Schnitt | Andrea Wagner |
Besetzung |
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Trailer
Inhalt
Johann Rettenberger verbüßt eine sechsjährige Haftstrafe wegen eines missglückten Banküberfalls. Der verschlossene Einzelgänger nutzt den Hofgang, um sich mit Dauerlauf auf die Zeit nach dem Gefängnis vorzubereiten. Nach seiner Entlassung trifft er auf dem Arbeitsamt in Wieneine Bekannte aus der Zeit vor seiner Haft, die Angestellte Erika. Bei ihr kann er schließlich vorübergehend einziehen. Seinem skeptischen Bewährungshelfer versichert er, sich mit den Preisgeldern aus Marathonläufen über Wasser halten zu können. Tatsächlich wird er kurz darauf bester österreichischer Läufer beim Wien-Marathon und erhält ein stattliches Preisgeld. Doch auch Rettenbergers kriminelle Energie ist längst wieder zum Vorschein gekommen: Mit einer Schrotflinte ausgerüstet, überfällt er zahlreiche Banken und versteckt die Beute in der Wohnung. Eine Beziehung mit Erika entwickelt sich, er gewinnt einen weiteren Marathon und könnte von dem erbeuteten Geld ein sorgenfreies Leben führen. Doch als Rettenberger nach einem siegreichen Lauf von seinem Bewährungshelfer erneut angesprochen wird und dieser ihn zu mehr Kooperation bewegen will, erschlägt Rettenberger ihn im Affekt mit der Trophäe.
Durch die Berichterstattung über die Banküberfälle in den Medien misstrauisch geworden, entdeckt Erika Rettenbergers Maskierung und seine Beute in ihrer Wohnung. Rettenberger taucht unter. Schließlich wird er nach einem Hinweis von Erika, die von der Polizei unter Druck gesetzt wurde, verhaftet. Überraschend gelingt ihm die Flucht aus dem Polizeigebäude. Erika wird nun selbst zum Ziel polizeilicher Ermittlungen und muss eine Wohnungsdurchsuchung über sich ergehen lassen. Rettenberger flieht zu Fuß in das Umland Wiens und schafft es, sich in einem Erdloch in der Dunkelheit vor einer Hundertschaft der Polizei zu verstecken, die den Wald nach ihm durchkämmt. Mit einem Stein erschlägt er einen einzelnen Polizeibeamten, der sich ihm nähert. Dann raubt Rettenberger in einer Wochenendsiedlung einem Rentner das Auto, wird von diesem jedoch mit einem Messer verletzt. Schließlich ist Rettenberger mit dem Wagen auf der Autobahn, von einem Polizeihubschrauber und einer Flotte von Polizeifahrzeugen verfolgt. Er kann einem jungen Pärchen den Wagen rauben und seine Flucht fortsetzen. Wegen des Blutverlustes muss er aber anhalten. Mit letzter Kraft telefoniert er nochmals mit Erika, dann stirbt er im Wagen, nur wenige Meter von einer Notrufsäule entfernt.
Kritiken (Auswahl)
„In ‚Der Räuber‘ hat Benjamin Heisenberg seinen einzigartigen Stil […] noch einmal verfeinern können. […] Wie in seinen früheren Filmen findet Heisenberg Gelegenheiten, über seinen bedächtigen Realismus Momente einer romantischen Märchenhaftigkeit zu legen, die eine wahre Gänsehaut erzeugen: Etwa wenn die Taschenlampen des Polizeisuchtrupps von weitem aussehen wie eine nächtliche Prozession. Was für ein Juwel von einem Film.“
– Daniel Kothenschulte – Frankfurter Rundschau[10]
„Es ist ein begrüßenswerter Registerwechsel, wenn ein Regisseur der Berliner Schule (den es wie all seine Kollegen geniert, ihr zugerechnet zu werden) sich aus dem Einfluss Robert Bressons löst und einmal mit dem Melvilles liebäugelt. […] Der Protagonist des Gangsterfilms ist ein tragischer Held. Bei Heisenberg ist er aber auch eine typische Figur der Berliner Schule. Der Räuber erzählt von Entfremdung. Er ist ein Einzelgänger in der realen Welt, das Gangstermilieu wird nicht beschworen. Reinhold Vorschneider hat seiner Kamera zwar eine souveräne Agilität entlockt, um mit ihrem Tempo mitzuhalten. Mit dem Regisseur findet er großartig emblematische Bilder (etwa das Meer der Lichter, das nachts zu einem Bergmarathon aufbricht). Bei aller kinetischen Energie will die Verwandlung Rettenbergers in einen Actionhelden nicht gelingen. Sie muss es auch nicht.“
– Gerhard Midding – Der Freitag[11]
„Heisenberg gelingt der seltene Fall von Introspektion ohne Identifikation, einer Annäherung ohne vorschnelle Empathie. Man mag ihn nicht, diesen Rettenberger, aber man begreift genau, warum er läuft und wie er tickt, wenn er sich in einer Kleingartensiedlung zwischen zwei Hecken in die Enge getrieben sieht und zuschlägt. Man bemerkt mit Schrecken, dass man sie eine Sekunde lang nachvollziehen kann, die Gewalt, die Obsession, das Entkommenmüssen, dieses innere Trommelfeuer, das manchmal auch über die Tonspur peitscht. Der letzte deutsche Täterfilm, der etwas Ähnliches auslöste, war Matthias Glasners Der freie Wille.“
– Christiane Peitz – Die Zeit[12]
„Heisenberg legt viel Wert darauf, die Physis der Figur in den Vordergrund zu rücken, das Spiel der Muskeln, den Schweiß und die Atmung, die Färbung der Haut unter der Anstrengung, und er findet in Andreas Lust den passenden Darsteller für sein Bestreben. Dialoge sind selten, meist fallen sie knapp aus, vor allem führen sie nirgendwohin, schon gar nicht zu einer Lösung von Konflikten. […] Und das ist großartig, solange man in ‚Der Räuber‘ nicht mehr sehen möchte als einen Film zum konkreten fait divers. Schwieriger wird es, sobald man in Rettenberger eben nicht nur die Figur, sondern einen Typus ausmacht. Dann kann es passieren, dass man ein bisschen müde wird. Denn wie oft hat man den Gangster, der mit niemandem redet, der nicht aus seiner Haut kann und deshalb in sein Verderben rennt, schon im Kino gesehen?“
– Cristina Nord – Die Tageszeitung[13]
Auszeichnungen (Auswahl)
- Bayerischer Filmpreis 2009 für die Beste Nachwuchsregie (Benjamin Heisenberg)
- Einladung zum Wettbewerb der 60. Internationalen Filmfestspiele Berlin 2010
- Nominierung für den Deutschen Filmpreis 2010 (Beste Kamera)
- Drei Auszeichnungen beim Österreichischen Filmpreis 2011 (Beste Regie, Andreas Lust als bester männlicher Darsteller, Beste Tongestaltung)
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