HASTEWAS BISTEWAS, (LLM) Large Language Model, 1997/2025
Der kleine Junge mit seiner Litanei könnte ebenso zu den Besuchern des Kaufhauses wie zu den Menschen des Viertels gehören, zu den Touristen, Verkäufern und Käufern, zu den Kritikern, wie zu den Unterstützern und Protagonisten von Savoir Vivre, Konsum, Reichtum, Genuss, Leistung, Schlendrian, Völlerei, Müssiggang und Präkariat. Er führt sich mit seinem kapitalistischen, oder kapitalismuskritischen „Rosenkranz“ auf eine Weise selbst ad absurdum und kommt zu keinem Schluss und keiner Aussage. Stattdessen öffnet er einen Raum für die Reflexion darüber, was den Wert eines Lebens überhaupt ausmacht und welche Rolle die oben genannten Eigenschaften, Tätigkeiten und Lebenslagen in unserer Bewertung spielen. „ Hast du was, bist du was. Hast du nichts, bist du was. Bist du was, haste nix. Biste nix, hastewas. Hast du was, hastdu nix. Bist du was, bist du nix. Hast du nix, biste was. Bistewas, hastenix usw…“ Für die Lesart der Arbeit spielt auch eine wichtige Rolle, dass das Video in neun Untertitelversionen, in vier Einstellungsgrössen und in einem Regal mit 24 Monitoren ausgestellt ist. Die Installation suggeriert ein TV-Geschäft alter Form, in dem Menschen, die vielleicht keinen Fernseher zuhause haben, von aussen, wie in den 50ern die tagesaktuellen Nachrichten sehen können. In Zeiten des Smartphones ist das eine anachronistische Referenz, die durch die humorvolle Sinnlosigkeit der Botschaft des Kindes im Bild noch verstärkt wird. (Benjamin Heisenberg)
Das KaDeWe verwandelte seine zehn zur Tauentzienstraße hin gelegenen Schaufenster anlässlich des Gallery Weekend Berlin erstmals in eine 24/7 Kunstausstellung: SCHAU, FENSTER stellte die Installationen von zehn internationalen Künstler*innen über einen Zeitraum von drei Wochen vom 22. April bis 10. Mai 2025 in den Fokus. Kuratiert von Sebastian Hoffmann, wurde das KaDeWe mit der Gruppenausstellung als Ort für Kunst und kultureller Relevanz neu verhandelt.
Teilnehmende Künstler*innen und Galerien
Saâdane Afif (Galerie Mehdi Chouakri) Alexandra Bircken (BQ) Isabella Ducrot (Capitain Petzel) Benjamin Heisenberg (Ebensperger) Christian Jankowski (Contemporary Fine Arts) Wilhelm Klotzek (ChertLüdde) John Miller (Meyer Riegger/Trautwein Herleth) Josefine Reisch (Galerie Noah Klink) Pamela Rosenkranz (Sprüth Magers) Karin Sander (Esther Schipper)
Kuration: Sebastian Hoffmann
Sebastian Hoffmann ist Kunsthistoriker, war für internationale Galerien tätig und hat mit zahlreichen Künstler*innen Multimediaausstellungen und Installationen realisiert. Vor zwei Jahren gründete der gebürtige Berliner mit zwei Freunden die Einrichtungsfirma TADAN und arbeitet als Kurator. tadan.online
Ein durchdachter Eingriff in das Verhältnis von Kunst, Kommerz und öffentlichem Raum.
Die Schaufenster des Hauses werden zum künstlerischen Medium selbst, das nicht mehr dem Verkauf dient, sondern zur Irritation, Verlangsamung und Inspiration einlädt.